Bisherige Empfehlung infrage gestelltFrühzeitig behandelter Gestationsdiabetes bringt nur moderate Vorteile fürs Kind

Christine Zilinski

Die Diskussion, ob Schwangere schon früh auf Hyperglykämie und einen Gestationsdiabetes getestet und entsprechend behandelt werden sollen, wird seit Jahrzehnten geführt. Zwei große randomisierte Studien aus den frühen 2000ern legten nahe, dass das Screening und die Therapie im 2. Trimester die Morbidität für Mutter und Kind deutlich reduziert. Doch genau diese Empfehlung wird in dieser neuen Studie infrage gestellt.

Pregnant lady eating healthy food at home
Yakobchuk Olena/stock.adobe.com
Laut dieser neuen randomisierten Kontrollstudie ist der Benefit einer frühen Testung und Intervention bei Gestationsdiabetes eher moderat - und stellt den Wert der bisherigen Empfehlung infrage.

Die Autorengruppe um David Simmons randomisierte 802 Frauen mit hohem Risiko für Hyperlykämie oder Gestationsdiabetes in eine Interventions- und eine Kontrollgruppe. Alle Frauen waren zuvor meist in der 15. SSW mit dem oralen Glucose-Toleranz-Test untersucht worden. Untersucht wurde der Einfluss der frühen Intervention auf das neonatale Outcome, schwangerschafts-assoziierte Outcomes und die neonatale Magermasse.

Nur ein Outcome messbar unterschiedlich

So zeigte sich nach den Geburten ausschließlich beim neonatalen Outcome ein Unterschied zwischen beiden Gruppen: In der Interventionsgruppe waren knapp 25% der Kinder von – überwiegend respiratorischen – negativen Outcomes betroffen, in der Kontrollgruppe waren es knapp 30%. Diese moderaten Auswirkungen stellen den Autoren zufolge die aktuellen Empfehlungen für eine frühzeitige Diabetesintervention infrage.

Zic
Quelle: D. Simmons et al., N Engl J Med 2023; 388:2132-2144; DOI: 10.1056/NEJMoa2214956