Von Antje Kayser, dpaHohe Kaiserschnittrate in Deutschland: Ursachen und Hintergründe

In Deutschland ist die Kaiserschnittrate auf einem Rekordniveau. Doch nicht jeder Kaiserschnitt ist medizinisch notwendig. Was sind die Gründe für diese Entwicklung?

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Kaiserschnitte sind in Deutschland häufiger geworden, doch nicht immer sind sie medizinisch notwendig.

Berlin (dpa) - Kaiserschnitte können lebensrettend sein, doch in Deutschland ist die Rate auf einem Rekordniveau. Die Liste der möglichen Nachteile ist lang: Schwierigkeiten beim Stillen, erhöhtes Risiko für Atemwegserkrankungen, Autismus und Adipositas bei den Kindern sowie mögliche Wundheilungsstörungen und Narbenbildung bei den Müttern. Der Bundesverband der Frauenärzte (BVF) fügt mögliche psychische Komplikationen hinzu, wie das Gefühl, keine „richtige“ Geburt erlebt zu haben.

Kaiserschnittrate über 32 Prozent

Im Jahr 2023 lag die Kaiserschnittrate in Deutschland bei 32,6 Prozent, mehr als doppelt so hoch wie 1991. Es gibt deutliche regionale Unterschiede: Im Saarland und in Hamburg sind die Raten am höchsten, während sie in Sachsen und Brandenburg niedriger sind.

Gesellschaftliche und kulturelle Faktoren spielen eine Rolle, ebenso wie die personelle Ausstattung und die Erfahrung von Hebammen und Ärzten. Studien zeigen, dass kleinere Kliniken oft höhere Kaiserschnittraten haben, was auf strukturelle Defizite zurückzuführen ist.

Risikoausrichtung während der Schwangerschaft

In Deutschland wird während der Schwangerschaft aktiv nach Risiken gesucht, was zu einer höheren Kaiserschnittrate führen kann. Der rechtliche Druck auf Geburtshelfer, Risiken zu vermeiden, trägt ebenfalls dazu bei.

Kaiserschnitte sind oft bei Risikoschwangerschaften und Komplikationen notwendig. Etwa 10 Prozent der Kaiserschnitte sind zwingend medizinisch notwendig, während 90 Prozent auf einer Abwägung der Geburtsrisiken basieren.

Ältere und übergewichtige Mütter

Ein weiterer Faktor ist das steigende Alter der Mütter und die Zunahme von Risikoschwangerschaften. Mehr als 40 Prozent der Schwangeren sind übergewichtig oder adipös.

Ein Kaiserschnitt kann auch gewählt werden, um den Beckenboden zu schonen, besonders bei älteren Müttern. Der Direktor der Klinik für Geburtsmedizin an der Charité, Wolfgang Henrich, betont jedoch, dass eine vaginale Geburt bei jüngeren Frauen empfohlen wird.